Nach zehn Jahren und einem Tag wieder Eisstock-Elite

Veröffentlicht von Administrator (wb_admin) am 18.01.2022
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SV Unterneukirchen schafft überraschend Durchmarsch von der Bayern- in die Bundesliga

Unterneukirchen / Waldkirchen (kam). Nach zehn Jahren und einem Tag ist der SV Unterneukirchen völlig überraschend zurück in der Eisstock-Bundesliga. Das grün-weiße Quintett schaffte tatsächlich den Durchmarsch von der Bayern- über die zweite in die 1. Bundesliga. Ausschlaggebend für die völlig aus heiterem Himmel kommende Wiederauferstehung war am vergangenen Sonntag im Eisstadion Waldkirchen das gute Abschneiden in der 2. Bundesliga Süd, wo man unterm Strich den vierten Platz und damit souverän einen der sechs Aufstiegsplätze erreichte. Den Grundstein für das gute Abschneiden legten Georg Schuhbeck, Herbert Thiel, Josef Kummerer, Klaus Meisl und Richard Oberauer allerdings schon bei der Vorrunde Mitte Dezember in Buchloe.

Obwohl der Aufsteiger im Auftaktspiel nach eine 10:0-Führung noch mit 13:17 gegen den TSV Peiting II unterlag, lief es anschließend wie am Schnürchen. Nach dem elften Spiel hatte man in der Vorrundengruppe B mit 16:4 Punkten sogar die Tabellenführung inne. Dadurch war auch schon vorzeitig klar, dass der SVU einen der acht Plätze zur Aufstiegsrunde bereits sicher hatte und damit auch das erklärte Ziel Klassenerhalt bereits eingetütet war. Die zwei abschließenden Niederlagen gegen den SC Zell und den EC EBRA Aiterhofen II waren aus SVU-Sicht somit bedeutungslos. Am Vorrundenende belegte man mit 16:8 Punkten hinter dem SC Zell und ESC Aham den dritten Platz und sicherte sich so eine hervorragende Ausgangsposition für die Rückrunde. Entspannt fuhr man bereits einen Tag vor dem zweiten Wettbewerbstag nach Waldkirchen, übernachtete dort und konnte mit dem Bewusstsein träumen, dass man bei dem im KO-Modus ausgespielten Mannschaftsspiel auf Winterbahnen mit zwei Siegen schon wieder aufsteigen kann.

Nach genau zehn Jahren und einen Tag schaffte der SV Unterneukirchen in der Besetzung Klaus Meisl (von links), Herbert Thiel, Georg „Jumbo“ Schuhbeck, Josef Kummerer und Richard Oberauer die Rückkehr in die Eisstock-Bundesliga.

Im Achtelfinale traf der SVU auf den EC Außernzell. Obwohl Unterneukirchen nach vier Kehren bereits mit 13:3 Punkten führte, verlor das Quintett noch mit 13:15. Als Außernzell im Rückspiel nach fünf Kehren mit 9:8 vorne lag, war klar, dass die letzte Kehre übers Weiterkommen entschied. Außernzell hatte den letzten Schuss, aber kein Glück. Beim Versuch Stock oder Daube aus dem Zielfeld zu befördern wurde die Daube eingeklemmt und blieb schließlich im hinteren Bereich des Zielfeldes liegen. Dadurch schrieb Unterneukirchen noch drei Stockpunkte, gewann das zweite Spiel mit 11:9, glich unterm Strich auf 24:24 und kam dank der besseren Vorrundenplatzierung (3 gegenüber 6) eine Runde weiter. Obwohl man das erste Spiel des Viertelfinals gegen den EC Saßbach II trotz eines 0:7-Rückstands noch mit 17:7 gewann, lag der SVU nach neun gespielten Kehren mit 17:18 im Rückstand. Doch konnte die Moarschaft furios kontern, schrieb neun Punkte in der zehnten Kehre und lag nach einem weiteren Kehrengewinn vor der letzten uneinholbar mit 29:18 in Front. Letztendlich siegte man mit 29:23 und stand nach diesen beiden aufregenden Spielen nicht nur als Halbfinalist, sondern vor allem als Bundesliga-Aufsteiger fest. Nun wollte man noch das Sahnehäubchen Podestplatz. Daraus wurde leider nichts mehr, denn das Halbfinale gegen Zell verlor man mit 20:30 und auch das kleine Finale gegen Aiterhofen I ging mit 18:35 flöten.

Dennoch konnte man nach dem bitteren Abstieg am 8. Januar 2012 nach zehn Jahren und einem Tag die Rückkehr in Deutschlands Eisstock-Eliteliga bejubeln. Dazu Mannschaftsführer Richard Oberauer: „Mit dem Erreichen der Aufstiegsrunde wussten wir, dass Siege gegen die ersten beiden Gegner den Aufstieg in die Bundesliga bedeuten würden. Entsprechend haben wir uns bereits im Vorfeld eine taktische Marschroute überlegt und unseren ganzen Fokus und Konzentration auf die ersten beiden Spielpaarungen gelegt. In den engen und spannenden Spielen ist uns das Dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung und dem notwendigen Quäntchen Glück gelungen und hat uns den unerwarteten Aufstieg beschert. Unser erklärtes Ziel ist es, die Leistungen in den Bundesligawettbewerben im kommenden Winter zu bestätigen und damit den Verbleib in der höchsten Spielklasse zu sichern. Die Chancen dazu stehen gut!“

Dabei stand der hochklassige Eisstocksport in Unterneukirchen vor zwei Jahren schon fast auf der Kippe. Vor der Saison 2019/20 vermeldeten Herbert Thiel und Richard Oberauer, dass sie nach der damaligen Bayernliga-Spielzeit aufhören wollen. Doch revidierte das Duo wenige Wochen später sein Ansinnen, denn man schaffte in der gleichen Besetzung wie diesmal den nicht für möglich gehaltenen Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd. Mit dem Triumph vom Sonntag will das komplette Quintett mindestens noch ein Jahr Eliteliga dranhängen. „Nun möchte ich in meiner über 50-jährigen aktiven Laufbahn noch die Chance wahrnehmen, erstmals in meiner Karriere in der 1. Bundesliga zu schießen. Sofern körperliche Verfassung und Leistung noch in entsprechendem Maße stimmen, werden wir in der kommenden Saison alles geben, um dem SVU ein weiteres Bundesligajahr zu bescheren. Gleiches gilt auch für Bertl (Herbert Thiel).“, so Oberauer.

Rückblick: 2008/2009 stieg der SV Unterneukirchen nach 26 Jahren ununterbrochener Bundesliga-Zugehörigkeit als damals längster Vertreter seiner Zunft ab. Eine Saison später merzten Alfred Pachel, Bernhard Gratzl, Ernst Rost, Georg Schuhbeck und Walter Schmidbauer, die Scharte sofort wieder aus. Zwei Jahre später ging es aber wieder eine Stufe runter und in der Saison 2013/14 sackte das ehemalige oberbayerische Aushängeschild sogar in die Bayernliga ab.

Foto(s): PresseService Albert Kamhuber

Zuletzt geändert am: 18.01.2022 um 09:31

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